Aberglaube und Brauch aus den Kreisen Bütow und Lauenburg von A. Archut
Erstveröffentlichung in: Blätter für Pommersche Volkskunde, III. Jg. 1894/95 S.105-106
II. Tod und Begräbnis
(W. bedeutet Wusseken im Kreise Bütow, F. ist Königl. Freist im Kreise Lauenburg)
- Jedem Mediziner wird, wenn er zu studieren
anfängt, beim Schneiden der ersten Leiche von seinem Lehrer eine Micke (Wecke)
Semmel auf die Leiche gelegt, mit der Weisung, die Semmel während der Arbeit zu
verzehren. Ekelt sich der Student davor, so wird er als untauglich zum
ärzlichen Beruf entlassen. W.
- Wird der Kirchhof zwischen Weihnachten und
Neujahr zu einer Beerdigung geöffnet, so gibt es im folgenden Jahr viele
Leichen im Orte. W.
- n Damsdorf
bei Bütow glaubten die Leute früher: Wenn zwischen Weihnachten und Neujahr
eine Person stirbt, so sterben im neuen Jahre zwölf Personen aus dem Orte.
- Wenn ma vom ulle Dode dreemt, kriegt ma vom
frische tå heren. W.
- Eine krähende Henne muß sofort geschlachtet
werden, sonst stirbt jemand aus der Familie, der das Tier gehört. Belgard.
- Wenn sich am Abend oder in der Nacht eine
schreiende Eule am Fenster zeigt, so stirbt bald jemand in dem Hause. W.
- Wenn die Toteneule auf einem Gehöfte schreit,
stirbt einer; ebenso giebts einen Todesfall, wenn sich die Totenuhr in der
Stube hören läßt. W.
- Das Bett, in welchem der Sterbende liegt, muß
genau die Richtung der Balken in der Decke haben, sonst kann er nicht
verscheiden. F.
- Letzteres geschieht auch, wenn die Kissen im
Sterbebett mit Hühnerfedern gefüllt sind. W.
- Frauen im Wochenbett und Soldaten im Kriege
sterben selig. W.
- Das Stroh, auf welchem der Verstorbene beim
Bewaschen lag, soll aus dem Dorfe hinaus auf eine Grenzscheide gebracht werden
und dort verfaulen. F.
- Sind bi einem Begräfnis mehr Mannslied as
Fruslied tåm Nåfolgen, denn is de neechst Dod‘ ne Mannsperschon. F.
- An dem Läuten der Kirchenglocken beim Begräbnis
soll zu hören sein, was für eine Person demnächst sterben wird. Schlägt nämlich
die kleine Glocke zuletzt an, so folgt ein Kind; ertönt aber die größere Glocke
zuletzt, dann trifft es einen Erwachsenen. Belgard.
- Wer bei seinen Lebzeiten Hunden und Katzen
schlimm gethan hat, der wird von diesen Tieren aus dem Grabe gekratzt. Es soll
das in Kroßnow, Kr. Bütow, wirklich
geschehen sein. W.
- Hat sich jemand das Leben genommen und ist
deswegen nicht auf dem Kirchhof begraben worden, so mußte früher ein jder, der
bei einem solchen Grabe vorüber ging und darum wußte, etwas aufnehmen und auf
das Grab werfen. War es im Walde, so wurde ein Zweig oder ein Strauch darauf
gelegt; war es auf freiem Felde, an Wegen oder Steigen, so legte man einen
Stein darauf. Hätte man das nicht gethan, so wäre man nachts von dem
Selbstmörder verfolgt worden und hätte keine Ruhe vor ihm gehabt. Im Lauenburgischen.
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